Hel­ga Maria Lan­ge und Wil­fried Gerds begeis­ter­ten im Orgel­kon­zert in St. Marien

Sel­ten gibt es so ein Kon­zert zu erle­ben. Zwei fan­tas­ti­sche Orga­nis­ten spiel­ten zusam­men an der Sau­er-Orgel der St.-Marien-Kirche in der Sie­ge­ner Ober­stadt. Sei­te an Sei­te auf der Orgel­bank sit­zend, boten sie ein unge­mein abwechs­lungs­rei­ches Pro­gramm, das neben vier Bear­bei­tun­gen bekann­ter Wer­ke auch vier Ori­gi­nal­wer­ke für Orgel zu vier Hän­den und Füßen ent­hielt. Wil­fried Gerds war immer­hin drei­mal zu Pro­ben aus Dort­mund, sei­nem Wir­kungs­ort ange­reist, da die zwei Manua­le wenig Platz boten und die Regis­trie­rung abge­spro­chen wer­den muss­te. Das Pedal über­nahm weit­ge­hend Hel­ga Maria Lange.

Spät­ro­man­tisch und fröh­lich begann das Kon­zert mit einer Sona­te von Lebe­recht-Bau­mert. In den drei Sät­zen war deut­lich die Viel­stim­mig­keit und poly­pho­ne Ver­wir­be­lung der Lini­en zu hören, wie sie ein Spie­ler allein nicht bewäl­ti­gen kann. Das lied­haf­te Andan­te KV 501 von Wolf­gang Ama­de­us Mozart folg­te. Varia­tio­nen in apar­ten Flö­ten­re­gis­tern ertön­ten sanft und hell und erin­ner­ten an die dama­lig moder­nen Flö­ten­uh­ren.  Das Regis­ter „Glo­cken­spiel“, eine Beson­der­heit der Orgel, kam wir­kungs­voll im Tanz der Zucker­fee von Tschai­kow­sky zum Ein­satz. 

Laut und macht­voll tön­te das tie­fe Bas­son-Regis­ter am Anfang der drei­sät­zi­gen Fan­ta­sie c‑Moll von Adolph Fried­rich Hes­se, wäh­rend die bei­den fol­gen­den Sät­ze lieb­lich und tän­ze­risch klan­gen. Der bekann­te Unga­ri­sche Tanz Nr. 5 von Johan­nes Brahms war eher dun­kel registriert.

Der ein­zi­ge Zeit­ge­nos­se unter den Kom­po­nis­ten, Denis Bédard, ließ nur im zwei­ten Satz „Fan­fa­re“ sei­ner Peti­te Suite eini­ge moder­ne Dis­so­nan­zen hören, ver­stärkt durch den Ein­satz der in den Kir­chen­raum ragen­den Hori­zon­tal­trom­pe­ten. „Lied“ und „Scher­z­an­do“ gefie­len in beson­ders far­bi­gen Registern.

Mäch­ti­ge Cre­scen­do-Wir­kun­gen durch den Ein­satz des Schwell­werks (Klap­pen vor den Orgel­pfei­fen wer­den auf und zu gemacht) erzeug­te dra­ma­ti­sche und dyna­mi­sche Effek­te in der Sona­te d‑Moll von Gus­tav Adolf Mer­kel. 

Ein lau­ni­ger Raus­schmei­ßer: „The Stars and Stripes“ von John Phil­ip Sou­sa ließ die Zuhö­rer mit­wip­pen und riss sie zu Stan­ding Ova­tions hin. Die Zuga­be „The Enter­tai­ner“ von Scott Jop­lin mach­te noch­mal rich­tig gute Lau­ne. Man kann sich schon auf das nächs­te Duo­kon­zert freu­en. Dies­mal stand es im Zei­chen des 3. Orgel­tags West­fa­len, am 8. Sep­tem­ber spie­len die bei­den Musi­ker zum Deut­schen Orgel­tag in St. Joseph.

Text: Isa­bel Lippitz
Foto: Wolf­gang Hein