Zwei unbe­kann­te­re, aber herr­li­che Wer­ke zur Pas­si­ons­zeit erklan­gen am Palm­sonn­tag in der Wei­de­nau­er St. Josephs­kir­che. Dass DKMD Hel­ga Maria Lan­ge immer wie­der beson­de­re Juwe­len der Kir­chen­mu­sik prä­sen­tiert, hat sich her­um­ge­spro­chen. Das Kon­zert war erfreu­lich gut besucht. 

Georg Fried­rich Tele­manns Kan­ta­te „Sie­he, das ist Got­tes Lamm“ ist 1717 in Frank­furt urauf­ge­führt wor­den, wo wei­te­re 800 sei­ner Kan­ta­ten in der Stadt­bi­blio­thek auf­be­wahrt wer­den. Es erstaunt, wie qua­li­tät­voll sei­ne Musik erklingt, ange­sichts der uner­müd­lich flei­ßi­gen Pro­duk­ti­on des Viel­schrei­bers Tele­mann. Die drei Gesangs­so­lis­ten Andrea Graff, Hen­ning Jen­dritza und Joel Urch san­gen ihre aus­drucks­star­ken Ari­en mit glanz­vol­len Stim­men, wobei man der Tenor­stim­me mit ihrem hel­len metal­li­schen Klang fast einen grö­ße­ren Kir­chen­raum gewünscht hät­te. Der Kam­mer­chor umrahm­te das Werk mit zwei kur­zen Chor­stü­cken. 

Gro­ße Auf­ga­ben zu bewäl­ti­gen gab es für den Chor in Franz Schu­berts „Sta­bat Mater“. Mit 19 Jah­ren war der jun­ge Kom­po­nist bereits zu ers­ten Höhe­punk­ten sei­nes Schaf­fens (100 Lie­der und vier Sin­fo­nien) gelangt. Zwei groß ange­leg­te Chor-Fugen mit har­mo­nisch über­ra­schen­den Wen­dun­gen, ein traum­haft schö­ner acht­stim­mi­ger Dop­pel­chor wur­den unter der deut­li­chen Lei­tung der Diri­gen­tin Hel­ga Maria Lan­ge trotz der sehr hal­li­gen Akus­tik prä­zi­se und klang­schön in allen Stim­men gesun­gen. Hohe, glän­zen­de Sopra­ne und ker­ni­ge Bass­stim­men umrahm­ten die sicher geführ­ten Alt- und Tenor­stim­men. 

Gro­ßen Anteil am Gelin­gen hat­te die auf Kam­mer­mu­sik­for­mat ver­klei­ner­te Came­ra­ta Instru­men­ta­le Sie­gen. Kon­zert­meis­te­rin Annet­te Pan­kratz gab ener­gi­sche und gefühl­vol­le musi­ka­li­sche Impul­se. Moni­que Braun glänz­te als Obo­is­tin im Dau­er­ein­satz, wäh­rend Tho­mas Grütz (punkt­ge­nau dank Mikro­fon­über­tra­gung) die Blä­ser der Par­ti­tur ersetz­te und sie auf der Orgel spiel­te. 

Die Solis­ten hat­ten auch in Schu­berts „Sta­bat Mater“ wun­der­ba­re Ari­en zu sin­gen. Beson­ders in der Höhe glänz­te der Sopran von Andrea Graff, der zusam­men mit ihren Kol­le­gen­stim­men im Ter­zett über dem Klang­bett des Cho­res schweb­te. Wenn auch mit­un­ter der Text des Dich­ters Klop­stock für heu­ti­ge Ohren merk­wür­dig klang, so war doch die Bot­schaft als Pas­si­ons­werk deut­lich: „Dass der­einst wir, wenn wir ent­schla­fen, dro­ben uns´re Brü­der seh‘n“. Nach der gro­ßen „Amen“-Fuge des Cho­res, in die am Schluss die Solis­ten ein­stimm­ten, bedank­ten sich die die Zuhö­rer mit lan­gem, dank­ba­rem Applaus.
Text: Isa­bel Lippitz