Werke von Dieterich Buxtehude und Felix Mendelssohn-Bartholdy
Zum Ausklang des Pfarrfestes hatte die Pfarrei Heilige Familie zum Chorkonzert eingeladen. In der frisch renovierten Kirche mit dem langen Nachhall sang der Kammerchor Weidenau nebst zwei Solistinnen Werke aus der Barockzeit und der Romantik. Die Niederfischbacher Sopranistin Manuela Meyer übernahm Teile der Werke solistisch und sang im Duett mit der Mezzosopranistin Isabel Lippitz, die wiederum auch im Chor mitwirkte. Beide Damen sind ausgebildete Sängerinnen; Isabel Lippitz war früher Mitglied des WDR-Rundfunkchors und im Siegerland über lange Jahre eine vielbeschäftigte Sängerin, die die Soli bei Chorkonzerten und Liedvorträgen sang. Nach einigen Jahren Pause versuchte sie es am vergangenen Sonntag noch einmal als Solistin, und trotz ihrer nunmehr 76 Jahre hatte sie immer noch eine klangvolle Stimme für die schönen Barock- und Romantik-Stücke.
Dieterich Buxtehude wurde um 1637 vermutlich in Helsingborg geboren. Die Familie war musikalisch geprägt, so nahm auch er diese Laufbahn und komponierte weltliche und geistliche Werke in großer Zahl, die auch heute noch oft und gerne aufgeführt und gehört werden. Felix Mendelssohn-Bartholdy kam knapp 200 Jahre später in Hamburg auf die Welt und machte unter anderem Karriere als Wiederentdecker der Werke Johann Sebastian Bachs. Interessant zu wissen: Bach machte sich 1705 zu Fuß auf den Weg nach Lübeck und marschierte 465 km, um sein Vorbild Buxtehude zu besuchen. Heute würde man sagen: Er wollte ihn unbedingt mal live hören.
Nach Buxtehudes klangprächtigem Präludium in D‑Dur, BuxWV139, gespielt von Dekanatskirchenmusikerin Helga Maria Lange, widmete sich der Chor unter ihrer Leitung der Kantate “Alles, was ihr tut mit Worten oder mit Werken”(BuxWV 5), die sehr differenziert und gut artikuliert interpretiert wurde, wechselte dann in die Romantik und führte die besonders im 2. Teil kunstvoll, polyphon gestaltete Kantate “Wer nur den lieben Gott lässt walten” von Felix Mendelssohn-Bartholdy mit Intonationssicherheit und rhythmischer Präzision auf. Die Sopranarie “Er kennt die rechten Freudenstunden” daraus gelang Manuela Meyer mit entsprechend freudiger Klangfarbe. Die Kantate strahlt eine Zuversicht und ein Gottvertrauen aus, was die Konzertgänger/innen bis heute aufrichtet und ihnen Trost fürs Leben mitgibt. Helga Maria Lange fügte passend zu den Choralkantaten die 6. Orgelsonate von Mendelssohn in das Programm ein, die den Choral „Vater unser im Himmelreich“ verarbeitet.
Auf die Romantik folgte wieder Barock: Buxtehudes Kantate “Du Friedefürst, Herr Jesu Christ”. Der Kantatentext eines unbekannten Textdichters beruht ausschließlich auf dem gleichnamigen Choral in sieben Strophen von Jakob Ebert aus dem Jahr 1601. Nach dem 5‑stimmigen Choral schließt sich ein „Amen-Teil“ im schnellen Dreiertakt an, die der Kammerchor mit Leichtigkeit meisterte.
Mendelssohn-Bartholdys Duett aus dem “Lobgesang” op. 52: “Ich harrete des Herrn” wusste Manuela Meyer schön zu gestalten. Sie ließ sich durch ihren rotummantelten Gipsarm nicht beeindrucken und bezog ihre Kollegin Isabel Lippitz kraftvoll mit ein.
Die Camerata Instrumentale in kleiner, aber feiner Streicher-Besetzung begleitete die Sänger und Sängerinnen klangschön und souverän, wobei Thomas Grütz, als einziger Tastenkünstler des Ensembles, zwischen der Truhenorgel aus der Manufaktur Mebold in Siegen-Breitenbach und der großen Kirchenorgel wechselte. So endete das Konzert mit der 3‑teiligen (Vater, Sohn und Heiliger Geist) Kantate „Wir glauben all an einen Gott“ von Mendelssohn, die der Kammerchor Weidenau sehr eindrucksvoll gestaltete und bei der die große Orgel den Part der Blechbläser übernahm. Den starken Schlussapplaus belohnte der Kammerchor mit dem Eingangschor der Kantate „Alles, was ihr tut“.
Text erstellt von Johanna Schirmacher am 21.06.2023