Seit jeher sind Menschen auf der Suche nach Gott unterwegs. Pilger unternehmen dazu eine Reise zu einem heiligen Ort und sind dabei mehrere Tage oder Wochen unterwegs, oftmals zu Fuß. Auf seiner Wanderung möchte der Pilger den Alltag vergessen und sich auf seinen Glauben besinnen. Das Pilgern ist in vielen Religionen verbreitet: im Christentum, Judentum, Islam, Buddhismus und im Hinduismus.
Im Mittelalter hatte das Pilgern eine große Bedeutung. Viele christliche Pilger wollten sich so von ihren Sünden befreien. Die großen Pilgerziele waren Rom, Jerusalem und Santiago de Compostela. Das Pilgern unterlag damals sehr strengen Vorschriften und Regeln. Aus ganz Europa machten sich Menschen auf nach Nordspanien, zum Grab des Apostels Jakobus in der Kathedrale von Santiago. Die Wege führten auf verschiedenen Routen aus ganz Europa durch Frankreich zu den Pyrenäen, von wo sie dann auf dem „Camino Frances“ vereinigt zum Ziel führten.
Einer der Wege vom Osten Richtung Frankreich führte auch durch Siegen: Die rund 165 km lange Etappe von Marburg nach Köln, auf der auch der „Elisabethweg“ verläuft, erreicht das Siegerland auf der Haincher Höhe und führt über Niederdielfen durch Siegen nach Hohenhain und dann durchs Bergische Land nach Köln. Somit machten wohl schon im Mittelalter Jakobspilger auch in Siegen Station.
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Seit den 1970er-Jahren pilgern Menschen wieder verstärkt auf dem Jakobsweg. Papst Johannes Paul II. besuchte Santiago 1982 und 1989. 1987 wurde der Weg vom Europarat zum Europäischen Kulturweg erklärt. Seitdem hat die Zahl der Pilger deutlich zugenommen. Pilger haben einen Ausweis, in den die einzelnen Stationen des Wegs abgestempelt werden. Am Ziel, in Santiago, erhält derjenige eine Urkunde, der mindestens die letzten 100 km zu Fuß oder per Pferd oder die letzten 200 km per Fahrrad zurückgelegt hat. Übernachtet wird unterwegs überwiegend in den eher einfachen Pilgerherbergen.
Auch in Deutschland wird das Pilgern wieder populärer, so auch der „Elisabethweg“, auf dem Pilger aus Marburg kommend auch in Siegen Station machen. Und auch heutzutage gibt es Pilger, die eher eine einfache Herberge suchen. Pfarrer Winkelmann hatte vor einigen Jahren die Idee, einen sonst nicht genutzten Raum im ehemaligen Pfarrheim dafür zur Verfügung stellen. In einem Pilgerführer wird auf diese Übernachtungsmöglichkeit in Siegen hingewiesen und auf einer Internetseite über die deutschen Jakobswege findet sich dieser Eintrag:
„Unterkunft in Siegen: Pilgerherberge in der katholischen Gemeinde St. Michael, sehr spartanisch, keine Dusche (!), keine Kochmöglichkeit, kostenlos, Tel. 0271–41977, Pilgerstempel gibt‘s beim Pfarrer im Haus neben der Kirche, eine sehr schöne Kirche, dienstags und mittwochs geöffnet.“
Der „spartanische“ Raum wurde inzwischen freundlicher gestaltet, Ansprechpartner ist weiterhin Wolfgang Winkelmann. Und natürlich erhalten Pilger auch in St. Michael den Stempel in ihrem Ausweis. Darüber hinaus betreut eine Kleingruppe aus der Gemeinde den „Pilgerraum“. Im benachbarten Eine-Welt-Laden gibt es übrigens die für Pilger unerlässlichen Jakobsmuscheln und auch Pilgerausweise.
St. Michael bleibt ein gastlicher Ort, auch für die, die unterwegs sind nach Santiago de Compostela. Also: Willkommen bei uns und ¡Buen Camino!