Gedan­ken zum Übersehenen

 

Unbe­merkt zieht das Jahr des Hei­li­gen Josef vor­bei. Er, der schon zu Leb­zei­ten eher wie eine Rand­fi­gur schien – er taucht in dem ihm gewid­me­ten Jahr kaum auf.

Mir ist er wich­tig, steht er doch für mich für Men­schen, die selbst­ver­ständ­lich han­deln – ohne gro­ße Wor­te. Das sind Men­schen, die unse­re Gemein­den prä­gen. Er steht aber auch für vie­le, die trotz zer­platz­ter Träu­me los­ge­hen und han­deln. Klar, Josef hät­te sich ver­drü­cken kön­nen, als er von Mari­as Schwan­ger­schaft hör­te – aber er über­schlief sei­nen ver­mut­lich ers­ten Frust und ließ sich im Traum vom Schre­cken wecken, er blieb nicht im Schre­cken ste­cken! Und dann belud er den Esel und flüch­te­te mit dem Klein­kind und der noch schwa­chen Mut­ter… ein ver­trau­tes … uns gleich­gül­tig las­sen­des Bild unse­rer Tage?

Weih­bi­schof Josef Holt­kot­te for­mu­liert es so:

„Wäh­rend Josef schläft, tut er alles: Er träumt und hört, er träumt und betet, er träumt und han­delt. Sein Schlaf und sei­ne Träu­me zei­gen uns, dass es einer eige­nen Bereit­schaft, einer Offen­heit für Got­tes Han­deln bedarf, um

sich hel­fen zu las­sen,
sich einem ande­ren anzu­ver­trau­en,
Ver­trau­en zu haben,
Got­tes Gna­de alles zuzu­trau­en,
in mein Inne­res hin­ein­zu­hö­ren,
Träu­me zu haben, aber nicht ver­träumt zu sein,
zu schla­fen und zugleich auf­zu­ste­hen,
zu hören und zu han­deln,
in der Schwä­che stark zu sein.

Der schla­fen­de, träu­men­de Hei­li­ge Josef lässt mich fra­gen: Auf wen höre ich? Wem ver­traue ich? Glau­be ich an Got­tes Han­deln in mei­nem Leben?

Der schla­fen­de, träu­men­de Hei­li­ge Josef ist ein Bild für geleb­tes Christ­sein, für Got­tes Nähe zum Men­schen und für die Bereit­schaft, in die­ser Welt wach zu han­deln und den eige­nen Glau­ben zu leben.“ (gefun­den auf www.kolping.de)

Ich möch­te mich vom Hl. Josef ermu­ti­gen las­sen! Betrach­ten wir den Hei­li­gen Josef auf­merk­sam – ob an den Krip­pen in den Kir­chen oder in dem ver­bor­ge­nen, unauf­ge­reg­ten Han­deln und Dasein zahl­rei­cher Mit­men­schen: Dasein – Sosein – Dusein in Soli­da­ri­tät mit den Übersehenen.

 

Ihre

Irm­trud von Plettenberg

Gemein­de­re­fe­ren­tin, Trauerpastoral