Am vergangenen Samstag fand ein beeindruckendes Orgelkonzert mit Domorganist Michael Hoppe innerhalb der 27. Siegener Orgelwochen in St. Joseph, Siegen-Weidenau statt.
Nach Dozententätigkeiten an der Robert-Schumann Musikhochschule, Düsseldorf und dem St. Gregorius-Haus in Aachen wurde Michael Hoppe im Oktober 2001 als Professor für Orgelspiel/Orgelimprovisation und Tonsatz an die Katholische Hochschule für Kirchenmusik in Aachen berufen. Seit Oktober 2005 ist er Kirchenmusikreferent im Bistum Aachen. 2018 erfolgte die Ernennung zum Diözesankirchenmusikdirektor. Von 2006 bis 2014 lehrte Hoppe an der Musikhochschule Köln Abteilung Aachen im Bereich Tonsatz/Komposition. Seit Juli 2013 ist er Domorganist am Hohen Dom zu Aachen.
In seinem Konzert in St. Joseph stand die romantisch symphonische, französische Orgelmusik im Vordergrund, die im 19. Jahrhundert von Persönlichkeiten wie Alexandre Guilmant und Louis Vierne u.a. geprägt wurde. Sehr geschickt und farbig registriert zeigte Hoppe alle Klangfacetten der Mebold-Orgel in der halligen Kirche St. Joseph auf.
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Gerade Guilmant hat sich in seiner Zeit sehr um die Bach Rezeption gekümmert und zahlreiche Orchesterwerke des Thomaskantors wurden auch für Orgel bearbeitet. Diese Liebe für die Bachsche Musik haben ihren Niederschlag auch in der V. Orgelsonate von Guilmant gefunden, die Michael Hoppe in seinem Konzert in St. Joseph mit großer Virtuosität und Ausdruckskraft interpretierte. Guilmant war Lehrer von Louis Vierne und hat diesen sehr gefördert. Die Tonsprache der 4. Symphonie Viernes, die am vergangenen Samstag erklang, weist allerdings schon in eine modernere Tonsprache durch starke Betonung der Chromatik. Die Harmonik Viernes eröffnet auch schon freitonale Klänge, die Michael Hoppe sehr schön ausspielen konnte.
Klassischer geprägt sind die Werke von Camille Saint-Säens und Gabriel Fauré. Das Satzpaar Prélude und Fuge der Es-Dur Vertonung Saint-Säens zeigen erneut den Einfluss der Bachschen Musik in der Orgelmusik der französischen Romantik. Michael Hoppe eröffnete mit dem filigranen Prélude seinen Konzertabend und fesselte von Beginn an die Zuhörer mit seinem klaren, musikalisch wunderbar gestaltetem Orgelspiel.
Das Bachwerk des Abends “Pièce d´orgue” zeigte die ungeheure Fantasie des Komponisten. Der fugiert komplexe Mittelteil, der als Basis Extrakte aus Tonleitervertonungen in immer neuen harmonischen Wendungen beleuchtet, wird eingerahmt von zwei virtuosen Passagen auf dem Manual. Michael Hoppe wählte auch bei Bach eine französisch anmutende Registrierung und seine gut artikulierte Interpretation konnte völlig überzeugen.
Nach dem lang anhaltenden Applaus improvisierte Hoppe als Zugabe über das Josefslied aus dem Gotteslob eine mehrsätzige, sehr kunstvoll gestaltete Partita und endete mit einer großen, aus dem Stehgreif improvisierten Fuge über das Patronatslied.