Sommer - Zeit der Erholung
Es ist Sommer. Der Sommer ist für viele mit Erholung verbunden. Die Kinder haben Ferien, viele fahren in den Urlaub. Die einen finden Erholung (trotz Corona-Beschränkungen) in fremden Ländern, andere im eigenen Garten.
Niemand kann ununterbrochen arbeiten, wandern oder zuhören. Auch die Menschen in biblischen Zeiten brauchten so etwas wie Urlaub: Da sehnt sich ein Psalmbeter nach einer Flugreise, eine Frau gönnt sich ein Wellnessbad, und Jesus versucht, sich vor den Menschenmassen zurückzuziehen – in die Berge. Schon in der Schöpfungsgeschichte wird deutlich: Gott hat das Ausruhen gleich mit erschaffen. Sogar Gott selbst braucht Erholung nach anstrengenden Tätigkeiten. Nach der Erschaffung der Welt segnete Gott “den siebten Tag und heiligte ihn, weil er an ihm ruhte von allen seinen Werken, die er geschaffen und gemacht hatte” (Gen 2, 2). Zur Erinnerung daran sollen auch die Menschen am siebten Tag der Woche ruhen. In den Zehn Geboten im Buch Exodus heißt es: “Gedenke des Sabbattages, dass du ihn heiligest. Sechs Tage sollst du arbeiten und alle deine Werke tun. Denn in sechs Tagen hat der Herr Himmel und Erde gemacht und das Meer und alles, was darinnen ist, und ruhte am siebten Tage.“
Auch Jesus brauchte manchmal etwas Erholungszeit für sich. Als er hörte, dass Johannes der Täufer enthauptet worden war, “fuhr er von dort weg in einem Boot in eine einsame Gegend allein” (Mt 14, 13). Doch die Menschen gönnten ihm die Ruhe nicht lange. Denn “als das Volk das hörte, folgte es ihm zu Fuß aus den Städten. Und Jesus stieg aus und sah die große Menge; und sie jammerten ihn und er heilte ihre Kranken.“
Lärm ist der hörbare Feind der Stille. Ihm zu entfliehen ist der erste Schritt zur Erholung. Doch rasch melden sich die inneren Stimmen und bringen Unruhe. Es dauert eine Weile, bis Stille auch in den Kern des Menschen, die Seele, Einzug halten kann. Wer betet, weiß darum: Stille ist mehr als die Abwesenheit von Geräuschen, Stille ist ein innerer Seelenzustand, eine Voraussetzung dafür, dass sich die Seele öffnet. Der biblische David, von dem viele Gebete überliefert sind, kennt die Wichtigkeit der Seelenruhe. “Meine Seele ist still und ruhig geworden wie ein kleines Kind bei seiner Mutter”, heißt es in einem der ihm zugeschriebenen Psalmen, “wie ein kleines Kind, so ist meine Seele in mir.” (Psalm 131, 2).
Im Sommer fällt es mir leicht schöne Orte zum Erholen zu finden, wenn Sonne und Natur rauslocken. Auch Kirchen können solche Orte für mich sein. Letzten Sommer setzte ich mich bei einer Stadtbesichtigung in eine Kirche um auszuruhen. Auch andere Menschen saßen dort. Sie waren bepackt mit Einkaufstüten oder mit dem Laptop von der Arbeit. Es tat mir gut, dort zu sitzen, Füßen und Seele 15 Minuten Erholung zu gönnen und kurz zu beten. Ich wünsche Ihnen, dass Sie im Sommer für sich schöne Orte zum Erholen an Leib und Seele finden, Orte, an denen Sie Kraft tanken können.
Ihr
Pastor Dr. Janusz Misiewicz