Am Sonn­tag, den 30. März musi­zier­te der Kam­mer­chor Wei­den­au zusam­men mit der Came­ra­ta Instru­men­ta­le Sie­gen und Solis­ten ein Pas­si­ons-Ora­to­ri­um des roman­ti­schen Kom­po­nis­ten Carl Loe­we (1796 – 1869), das im Sie­ge­ner Raum bis­her noch nie auf­ge­führt wor­den war. Das Ora­to­ri­um „Das Sühnop­fer des neu­en Bun­des“ besteht aus drei Tei­len: der ers­te Teil spielt am Gra­be des Laza­rus zu Betha­ni­en und beschreibt das „Letz­te Abend­mahl“ Jesu mit sei­nen Jün­gern, im zwei­ten Teil geht es um die Gefan­gen­nah­me Jesu und der drit­te Teil han­delt von der Kreu­zi­gung und dem Ster­ben Jesu, aber auch der Gewiss­heit der Erlö­sung und dass das Leben den Tod besiegt hat. Vie­le Tex­te sind dem Evan­ge­li­um ent­nom­men, eini­ge Pas­sa­gen und die Tex­te der Ari­en hat Wil­helm Tel­schow dazu gedichtet.

Der sehr gut vor­be­rei­te­te Kam­mer­chor Wei­den­au unter Lei­tung von Hel­ga Maria Lan­ge sang die dra­ma­ti­schen, auf­ge­reg­ten Ein­wür­fe der Tur­ba-Chö­re, die die Ver­ur­tei­lung und Kreu­zi­gung Jesu for­dern, mit viel Inten­si­tät. Die ruhi­gen Cho­rä­le im Bach-Stil wur­den mit sehr schö­nen Chor­klang und guter Text­ver­ständ­lich­keit vor­ge­tra­gen. Den Män­ner­chö­ren, die unter ande­rem den Chor der „Hohen­pries­ter­li­chen Die­ner“ und die auf­ge­wühl­te Volks­men­ge sän­ge­risch in Sze­ne setz­ten, wur­den die besänf­ti­gen­den und mit­lei­den­den „Chö­re der Zions­töch­ter“, vom drei­stim­mi­gem Frau­en­chor mit wei­cher Ton­ge­bung vor­ge­tra­gen, gegen­über­ge­stellt. Ein wun­der­ba­rer von der Ein­stim­mig­keit im Pia­nis­si­mo bis zur Acht­stim­mig­keit im For­tis­si­mo sich auf­bau­en­der Chor der „Auf­er­stan­de­nen Hei­li­gen“ brach­te Gän­se­haut­mo­men­te. Die Schluss­chö­re des ers­ten und drit­ten Teils, endend mit dem jubi­lie­ren­den „Der Tod ist ver­schlun­gen in den Sieg“, sind mit fugier­ten Abschnit­ten ver­se­hen, die der Kam­mer­chor Wei­den­au unter der Beglei­tung der Came­ra­ta Instru­men­ta­le Sie­gen sehr durch­sich­tig und klar into­niert vor­trug. Die vie­len Tem­po- und Affekt­wech­sel, schnel­len Ein­sät­ze und Über­gän­ge meis­ter­te der Chor unter dem kla­ren Diri­gat von Hel­ga Maria Lan­ge mit Bravour.

Der Bari­ton Joel Urch sang sicher und gut ver­ständ­lich vie­le Evan­ge­lis­ten-Pas­sa­gen, aber auch die ande­ren Solis­ten waren an der Erzäh­lung der Rah­men­hand­lung betei­ligt. Maar­ja Pur­ga (Alt) begeis­ter­te in ihren Ari­en mit dunk­lem Stimmt­im­bre. Micha­el Bader (Bass) über­nahm mit sei­ner tie­fen, war­men Stim­me die Chris­tus­wor­te und sang aber auch die Ver­zweif­lungs-Arie des Judas, als er sich sei­nes Ver­ra­tes bewusst wird. Andrea Graff über­zeug­te mit ihrem glo­cken­kla­ren Sopran, der sehr gro­ße Stimm­um­fän­ge bewäl­ti­gen muss­te, ins­be­son­de­re in der Arie, in der sie von ihrem Alp­traum berich­tet und Pila­tus davon abbrin­gen möch­te, Jesus zu ver­ur­tei­len. Georg Poplutz, der das Werk sogar auf einer CD-Pro­duk­ti­on ein­ge­sun­gen hat­te, hat­te sei­ne Tenor-Par­tie sehr ver­in­ner­licht und zog die Zuhörer/innen mit sei­ner her­vor­ra­gen­den Stim­me, aber auch Mimik und Ges­tik voll­stän­dig in sei­nen Bann.

Das Publi­kum war nach die­ser Ver­to­nung und Inter­pre­ta­ti­on der Lei­dens­ge­schich­te Jesu zutiefst ergrif­fen und gerührt.

Manue­la Meyer