Den Aufbruch wagen
In der Nacht vom 02. auf den 03. Oktober 2021 hat ein Feuer die Lukaskapelle auf dem Fischbacherberg in Siegen so in Mitleidenschaft gezogen, dass sie bislang nicht mehr für die Gemeinde nutzbar war. Am Sonntag, den 20. Oktober 2024, drei Jahre nach dem Brand, können die Kapelle und die Gemeinderäumlichkeiten im Rahmen eines Gottesdienstes wieder ihrer ursprünglichen Bestimmung übergeben werden. Ein schönes Zeichen, dass dies möglich werden konnte, gehen doch die Debatten in den Entscheidungsgremien eher in die Richtung, dass sehr genau geschaut werden muss, welche kirchlichen Gebäude in Zukunft noch „tragfähig“ sind.
Sicher, es wird Veränderungen geben müssen, die schmerzhaft sein werden – aber können wir davon sprechen, dass Kirchengebäude nicht mehr „tragfähig“ sind? Tragfähigkeit bedeutet doch, dass man sich auf etwas verlassen kann, dass es eine zuverlässige Grundlage gibt. Dies auf rein finanzielle Aspekte zu beschränken, wäre zu kurz gegriffen. Wenn wir als Kirche unsere Tragfähigkeit in Frage stellen, dann wäre es klüger, wir würden uns besser heute als morgen aus der Öffentlichkeit zurückziehen.
Anstatt nur noch auf Zahlen und Statistiken zu schauen und zu vertrauen, täte es uns bisweilen noch einmal gut, unser Vertrauen dem zu schenken, der die zuverlässigste Grundlage ist, die wir haben können.
Drei Aspekte kommen mir in den Sinn, wenn es darum geht, sich auf neue Zeiten, ja, vielleicht sogar auf einen Aufbruch vorzubereiten:
Sendung
Als Christinnen und Christen sind wir von Gott gesandt und leben nicht nur uns selbst. Wir orientieren uns immer wieder neu an den Grundfragen der Menschen. Fragen wir uns also, wo wir die Menschen in ihrer Lebenswirklichkeit aufsuchen und ernstnehmen? Wo sind wir eine nachfragende, interessierte, solidarische und einladende Kirche? Wo machen wir Glauben für Außenstehende konkret erfahrbar? Wo und wie signalisieren wir aufrichtige Freude, wenn Menschen Teil unserer Gemeinschaft sein wollen?
Gemeinschaft
Wenn wir zusammenkommen, auf Gottes Wort hören und Eucharistie feiern, erleben wir den Höhepunkt unserer Gemeinschaft. Wo teilen wir als Gemeinden über den Gottesdienst hinaus Glauben und Leben und legen Wert darauf, dass einzelne Menschen mit ihrer Lebensgeschichte wahr und ernst genommen werden?
Teilhabe
Teilhabe leben bedeutet, Teilhabe zu ermöglichen. Das erfordert eine Veränderung in der wechselseitigen Wahrnehmung von Menschen (auch Hauptamtlichen und Ehrenamtlichen). Wo lassen wir neue Formen der Gemeinschaft in unseren Gemeinden zu? Wo nehmen wir an diesen neuen Formen selbst teil (bevor wir uns ein Urteil darüber erlauben)?
Kirche von Siegen,
sei mutig, lebendig und kraftvoll. Nutze die Gaben, die dir durch die Menschen geschenkt sind. Fange heute damit an!
Hannes Klein