Eine Orgel­ma­ti­nee in sehr unge­wöhn­li­cher Beset­zung erklang am 8. Sep­tem­ber zum 14. Deut­schen Orgel­tag in St. Joseph in Sie­gen-Wei­den­au. Gleich zwei Organist.innen, näm­lich Deka­nats­mu­si­ke­rin Hel­ga Lan­ge (Sie­gen) und Wil­fried Gerds (Dort­mund), saßen auf der Orgel­bank und teil­ten sich Pedal und Tas­ta­tu­ren sowie Augen und Ohren eines höchst inter­es­sier­ten Publi­kums. Um bes­ser auf das unge­wöhn­li­che Schau­spiel der „Vier­füß­ler“ schau­en zu kön­nen, hat­te sich ein Teil der Kon­zert­be­su­cher im Sei­ten­schiff plat­ziert, und das lohn­te sich!

Nach der Vor­stel­lung des Gas­t­or­ga­nis­ten und der infor­ma­ti­ven Prä­sen­ta­ti­on des Pro­gramms durch die Haus­or­ga­nis­tin Hel­ga Maria Lan­ge erklang zuerst das vier­sät­zi­ge „Diver­ti­men­to für 4 Hän­de“ von Johann Hein­rich Rinck, einem Kom­po­nis­ten der ers­ten Hälf­te des 19. Jahr­hun­derts. Vier­hän­dig spie­len­de Kla­vier­lieb­ha­ber wis­sen, wie schwie­rig es ist, die Tas­ten anzu­schla­gen, ohne dass es gele­gent­lich ein biss­chen „klap­pert“. Das Orgel­duo meis­ter­te die­se Schwie­rig­keit ohne jedes Pro­blem. 

Gern bear­bei­ten die Orga­nis­ten Wer­ke der Orches­ter­li­te­ra­tur für ihr eige­nes, zuge­ge­ben ja orches­tra­les Instru­ment, hier Griegs bekann­te, ein­gän­gi­ge „Peer-Gynt-Suite“, aus der „Mor­gen­stim­mung“, „Ani­t­ras Tanz“ und „In der Hal­le des Berg­kö­nigs“ effekt­voll dar­ge­stellt wur­den (in einer Bear­bei­tung für Orgel 4‑händig durch Karl-Peter Chil­la). 

Höhe­punkt des Kon­zerts war die „Sona­te für 4 Hän­de und Füße“ von Gus­tav Adolf Mer­kel (Alle­gro – Ada­gio – Alle­gro con fuo­co – Fuga). Kaum zu glau­ben für die Zuhörer/Zuschauer, dass die Hän­de und vor allem die Füße, die auf engs­tem Raum agie­ren muss­ten, da nicht durch­ein­an­der gerie­ten! Vor allem die Fuge stell­te hohe Ansprü­che an die bei­den Spieler.innen. Ver­dien­ter­ma­ßen wur­de die­se Dar­bie­tung mit einem spon­ta­nen Applaus gewür­digt, der ja sonst im Kir­chen­kon­zert weni­ger üblich ist.

Danach konn­ten sich die bei­den Orgelspieler.innen mit dem zar­ten „Sou­ve­nir für 4 Hän­de“ des 1950 gebo­re­nen Kom­po­nis­ten Denis Bédard erho­len, einem schlich­ten, melo­diö­sen Werkchen.

Als „Raus­schmei­ßer“ erklang zum Schluss in einer Bear­bei­tung für 4 Hän­de der Mili­tär­marsch „Stars and Stripes fore­ver“ des ame­ri­ka­ni­schen Kom­po­nis­ten John Phil­ip Sou­sa (nach ihm ist das Sou­sa­phon benannt, eine rie­si­ge, schlan­gen­för­mi­ge Tuba, in die der Musi­ker sich qua­si hin­ein­wi­ckelt). 

Begeis­ter­ter Applaus belohn­te die „vier Hän­de und Füße“ Hel­ga Maria Lan­ge und Wil­fried Gerds, die sich nach die­sem aus­ge­fal­le­nen, nicht immer ganz ernst­haf­ten Pro­gramm lächelnd dem Publi­kum präsentierten.

Text: Sibyl­le Schwantag

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